Finanzielle Mittel für die Gründung und das Wachstum eines Kleinunternehmens aufzubringen, ist ein Problem, dem sich beinahe alle Kleinunternehmer früher oder später stellen müssen. Manche Unternehmen schaffen es ohne eine umfangreiche Investition gar nicht aus den Startlöchern. Andere kommen mit wenig Geld durch die Gründungsphase, brauchen aber später zusätzliche finanzielle Mittel, um das Wachstum durch Werbung und neue Mitarbeiter zu fördern.
Es gibt viele Wege, um ein Unternehmen zu finanzieren. Die beste Lösung hängt aber von Ihrer persönlichen Situation und Ihrer Branche ab. Bevor Sie sich an die Auswahl einer Finanzierungslösung machen, sollten Sie daher mit einem Business Plan den Grundstein für Ihr Unternehmen legen. Die Ziele und Strategien in Ihrem Plan werden Ihnen dabei helfen, die Art und den Umfang der benötigten Finanzierung zu bestimmen.
Der Planungsaufwand für das Aufbringen finanzieller Mittel für die Gründung eines Unternehmens oder für einen flexibleren Finanzierungsrahmen für Ihr Unternehmenswachstum ist ungefähr gleich groß. Ihr Business Plan sollte folgende Fragen beantworten:
- Welche Produkte oder Dienstleistungen bieten Sie an?
- Worin unterscheidet sich Ihr Unternehmen von anderen?
- Wie groß ist Ihr potenzieller Markt?
- Wie finden Sie Kunden?
- Wie oft und wie viel kaufen Ihre Kunden?
- Wie viel Geld werden Sie (realistisch betrachtet!) in einem bestimmten Zeitraum einnehmen?
- Wie viel Geld benötigen Sie, um Ihr Unternehmen zu gründen?
- Wie viel Geld benötigen Sie, bis Ihr Unternehmen Gewinn erwirtschaftet?
- Wie lange wird es dauern, bis Sie Gewinn erwirtschaften?
Beim Beantworten dieser Fragen wird schnell klar, dass der genaue Betrag für eine Unternehmensgründung sehr stark von der Art des Unternehmens abhängt.
Statistiken zufolge benötigen etwa 43 % der Unternehmen mit Mitarbeitern mehr als 25.000 € an Startkapital. Die meisten Unternehmen werden jedoch mit weniger als 5.000 € gegründet. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um Ihre Gründungsausgaben festzulegen und versuchen Sie, den Betrag realistisch zu berechnen, um unangenehmen Überraschungen vorzubeugen.
Ganz gleich, ob Sie einen Kredit oder eine Hypothek aufnehmen möchten, einen großen Anteil aus eigener Tasche finanzieren oder sich Geld von Freunden und Familie leihen, ein mehr oder weniger formeller Business Plan ist unumgänglich. Softwareprogramme wie LivePlan von Palo Alto Software können Ihnen die Zusammenstellung des Plans erleichtern. Informieren Sie sich auch in Ihrem Bundesland, ob es Organisationen gibt, die angehende Kleinunternehmer bei der Gründung unterstützen.
Wir bieten Ihnen einige Tipps und Optionen, anhand derer Sie sich über die Finanzierung Ihres Kleinunternehmens Gedanken machen können.
1. Eigenfinanzierung
Statistiken zeigen, dass über die Hälfte aller Unternehmer ihre eigenen Ersparnisse einsetzen, um ihr Unternehmen zu gründen.
Kelly Barker, Mitbegründerin von PREP Cosmetics, hatte bereits bevor ihr klarwurde, was für ein Unternehmen sie gründen würde, jahrelang gespart. Sie wollte aus ihrem Job in einem Großunternehmen aussteigen und begann damit, jeden Monat 500 € auf ein Sparkonto zu legen. Neun Jahre später, als sie sich in Richtung Kosmetik entwickelte, sparte Sie praktisch jeden einzelnen Cent, der von Ihrem Gehalt übrig blieb, während Sie sich über die Kosmetikbranche informierte. Als sie schließlich ihr Unternehmen gründete, hatte sie bereits eine entsprechend große Summe angespart.
Heute verkaufen sie und ihre Mitbegründerin Dr. Carole Aponte ihre Produkte online, in einem Ladengeschäft und in verschiedenen Boutiquen.
Auch bei Startups kommt Eigenfinanzierung häufig zum Einsatz, um dem Unternehmen aus den Startlöchern zu helfen. Jordan Wan und Dan Zhou finanzierten ihr Startup CloserIQ, indem sie in der Aufbauphase ihres Unternehmens im Bereich Consulting tätig waren. So konnten sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.
„Wir nahmen hauptsächlich Beratungseinsätze bei Unternehmen wahr, bei denen es Synergien mit unserem gab“, sagt Wan. „Viele dieser Beratungskunden wurden zu unseren ersten Kunden.“
2. Einen Bankkredit aufnehmen
Neu gegründete Unternehmen bergen Risiken und Banken gehen ungern solche Risiken ein. Deswegen ist es für viele Kleinunternehmer schwierig, einen Kredit aufzunehmen, wenn ihr Unternehmen jünger als ein Jahr ist und weniger als einen je nach Branche definierten Umsatz pro Jahr macht.
Wenn eine Bank einem Startup einen Kredit gibt, erwartet sie vom Gründer:
- Eine positive Schufa
- Eine aktuelle und akkurate Buchführung
- Einen guten Cash-Flow, mit dem die Raten bis zum Ende abbezahlt werden
- Sicherheiten (zum Beispiel Immobilien), damit die Bank ihre Ausstände im Falle einer Insolvenz eintreiben kann
- Eine Vorbereitung auf das Gespräch (Sie sollten wissen, wie ein Kreditantrag abläuft und sich mit Ihrem Unternehmen und eigenen Finanzen gut auskennen)
Wenn Sie als Franchisenehmer eines bekannten Franchiseunternehmens mit hoher Erfolgsquote gründen, kann es sein, dass Banken Ihre Gründung als weniger riskant beurteilen und Sie leichter einen Kredit bekommen.
3. Finden Sie mehr über verfügbare Kreditprogramme heraus
Um kleinen Unternehmen bei der Finanzierung zu helfen, gibt es auch staatlich geförderte Kreditprogramme. Wenn Sie anspruchsberechtigt sind, können Ihnen diese Programme dabei helfen, eine Finanzierung zu erhalten, nachdem Sie von Banken abgewiesen wurden.
Es lohnt sich, die Kriterien der verschiedenen Programm sorgfältig zu studieren und zu sehen, ob Ihr Unternehmen diese erfüllt.
Verschiedene Institutionen in Ihrem Bundesland können Ihnen hier ebenfalls weiterhelfen. Manche Franchisegeber bieten ihren Franchisenehmern Finanzierungsprogramme für die Gründung. Diese Informationen finden Sie üblicherweise auf deren Website und im Abschnitt 10 des Franchise Disclosure Document.
4. Finden Sie mehr über Subventionen heraus
Der unschlagbare Vorteil von Subventionen für Kleinunternehmen liegt darin, dass sie im Gegensatz zu Krediten nicht zurückgezahlt werden müssen. Es gibt eine Vielzahl an Subventionsoptionen auf Bundes-, Landes- und Kreisebene. Darüber hinaus vergeben auch manche Privatunternehmen Subventionen. Vielen Unternehmern gelingt es allerdings nicht, Ansprüche für Subventionen geltend zu machen, die ihrem Unternehmen helfen. Dafür gibt es eine Reihe an Gründen:
- Subventionen sind nicht so leicht zu bekommen. Viele der Websites und Datenbanken mit den notwendigen Informationen sind veraltet. Die Recherche ist also sehr mühsam.
- Üblicherweise gibt es Subventionen nur für bestimmte Bewerbergruppen, sei es nach Branche, Initiative oder demografischen Aspekten (z. B. Minderheiten, Frauen, junge Gründer).
- Gegebenenfalls sind die Subventionen an bestimmte Bedingungen gebunden, wie die Mittel eingesetzt werden müssen. Da sind Kredite flexibler.
Es kann sich dennoch lohnen, Zeit zu investieren, denn möglicherweise erhalten Sie eine kostenlose Finanzierung für Ihr Unternehmen. Suchen Sie also online nach passenden Subventionen für Ihr Unternehmen. Hier sind ein paar Anhaltspunkte für Ihre Recherche:
- Beginnen Sie mit staatlichen oder von der EU zur Verfügung gestellten Programmen
- Suchen Sie online nach Listen mit Subventionsmöglichkeiten für die Unternehmensfinanzierung.
5. Investoren finden
Wenn Sie eine tolle Geschäftsidee haben oder eine lukrative Ausweitung planen, könnten Sie möglicherweise Investoren finden. Dabei gibt es verschieden Investitionsformen, unter anderem Risikokapital oder Crowdfunding. Manche Investoren geben Startups oder Unternehmern eine einmalige Investition oder laufende Beiträge, um das Unternehmen aus den Startlöchern zu bringen. Risikokapitalgeber hingegen erwarten, dass sich die Investition für sie lohnt.
Crowdfunding wird immer beliebter und Sie sollten sich diese Option unbedingt ansehen. Wenn Sie große Menschenmengen mit Ihrer Idee erreichen möchten oder Ihren Investitionsprozess straffen wollen, eignet sich Crowdfunding gut. Ganz gleich, welche Route Sie bei Investoren einschlagen, Sie benötigen unbedingt einen gut durchdachten Business Plan und müssen Überzeugungsarbeit leisten. Hier sind ein paar Tipps, anhand derer Sie bestimmen können, ob ein Investor für Ihr Unternehmen eine gute Wahl ist:
- Suchen Sie nach Privatinvestoren, die gut zu Ihnen passen. Dafür gibt es Websites wie AngelList und Gust.
- Bringen Sie mehr über große Risikokapitalfirmen in Erfahrung die für ihre Investitionen in Startups in der frühen Gründungsphase bekannt sind.
- Werfen Sie einen Blick auf beliebte Crowdfundingseiten wie Indiegogo oder Kickstarter. Hier können Sie optimal soziale Medien und andere Online-Kanäle nutzen, um für Ihre Crowdfunding-Kampagne online Werbung zu machen.
6. Alternative Finanzierungsoptionen
Es gibt weitere Finanzierungsoptionen. So könnten Sie sich beispielsweise Geld von Freunden und Familie leihen. Wenn Ihr Unternehmen gut funktioniert, Ihre Umsätze gut laufen und Ihre Kredithistorie einigermaßen gut aussieht, stehen Optionen wie Online-Kreditgeber (z. B. OnDeck oder Kabbage), Ausrüstungsverleih, Handelskredite und Absatzfinanzierung für Sie bereit. Sie sollten sich aber vor Unterzeichnung des Vertrags unbedingt im Klaren darüber sein, wie hoch Ihre Zinsen sein werden und welche Kreditbedingungen bestehen.
Die unbequeme Realität ist leider, dass viele Unternehmen scheitern. Es ist daher wichtig, einen Notfallplan zu haben, falls Sie nicht die passende Finanzierung finden. Wenn Sie Ihre Geschäftsidee weiterentwickeln während Sie beispielsweise in Teilzeit freiberuflich arbeiten oder einen Geschäftspartner auftun, sollten Sie Ihre Finanzbedarf so anpassen, dass er zu Ihren Geschäftszielen passt.
Kurze Zusammenfassung für das Erfolgsrezept der Unternehmensfinanzierung:
- Stellen Sie einen soliden Business Plan auf.
- Bestimmen Sie die Ausgaben für Ihre Gründung.
- Sorgen Sie für eine positive Schufa.
- Sparen Sie – wenn möglich – Geld an.
- Beantragen Sie Kredite.
- Suchen Sie nach anderen Einnahmequellen.
- Bewerben Sie sich für mögliche Subventionen, falls Sie eine passende Initiative haben oder einer bestimmten Bevölkerungsgruppe angehören.
- Suchen Sie sich einen Investor.
- Arbeiten Sie hart, damit sich der Wert Ihres Unternehmens erhöht, indem Sie für höhere Umsätze sorgen und keine großen Schuldenberge anhäufen.
Nutzen Sie diesen Leitfaden und halten Sie Ihre persönlichen Finanzen sowie den Bedarf Ihres Unternehmens gut im Blick. So gelingt Ihnen die Auswahl der passenden Finanzierungsoption für Sie und Ihr Unternehmen.