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Wir haben mit Tristan LeBreton, Kreativdirektor bei 99designs von Vista über die Erstellung eines Marken-Styleguides gesprochen. Hier erfahren Sie, wieso Ihr Kleinunternehmen überhaupt einen Styleguide braucht und was LeBreton dazu empfiehlt.
Je mehr Ihr Kleinunternehmen wächst, desto häufiger passiert es, dass Sie von neuen potenziellen Kunden entdeckt werden. Vom Verteilen Ihrer Visitenkarte auf einem Event bis hin zu Ihrer Website – die einzelnen Berührungspunkte mit Ihrer Marke sollten übereinstimmen und einheitlich sein.
Ihre Marke ist nicht bloß ein Logo oder eine Farbpalette. Sie umfasst die gesamte Erfahrung, die Kunden von Ihrem Geschäft erwarten, und die Eigenschaften, mit denen Sie beschrieben und weiterempfohlen werden. Einer der wichtigsten Punkte, um sich überall einheitlich zu vermarkten, ist ein Marken-Styleguide.
Laut Tristan LeBreton, Kreativdirektor bei 99designs von Vista, ist ein Styleguide ein Dokument, das aufzeigt, wie Ihr Unternehmen visuell und rhetorisch wahrgenommen werden sollte. „Er vermittelt das Herz und die Seele Ihrer Marke: Ihre Mission, Ihre Vision und Ihre Werte. Diese werden visuell dargestellt, sodass der Styleguide ein nützliches Tool für Ihr Unternehmen ist.“
Mit dem Dokument stellen Sie sicher, dass Ihre Druckmaterialien und Ihr digitales Marketing aufeinander abgestimmt sind und Ihr Geschäft treffend und professionell dargestellt wird. Genaue Markenvorgaben können außerdem nützlich sein, um neuen Mitarbeitenden zu zeigen, wie Sie Ihre Marke vertreten und wie Sie über Ihre Produkte und Dienstleistungen sprechen.
Gemäß LeBreton sollte ein Marken-Styleguide eine Zusammenfassung Ihrer Geschichte, Logo-Varianten und Anwendung, Ihre Farbpalette sowie bevorzugte Schriftarten und den Ton Ihrer Marke beinhalten. „Der Styleguide beschränkt sich nicht nur auf die allgemeine Markenidentität, sondern stellt eine einheitliche Kommunikation dieser Marke sicher. Das macht ihn zum nützlichen Tool für Kleinunternehmen, um sich als glaubhaftes, verlässliches und zuverlässiges Business zu präsentieren. Nicht ohne Grund wird er gerne als ‚Markenbibel‘ bezeichnet.“
Wir verschaffen Ihnen in diesem Beitrag einen Überblick über alles, was Sie für die Erstellung eines Marken-Styleguides benötigen.
1. Beginnen Sie mit dem „Warum“
LeBreton weist darauf hin, dass Sie Ihre Marke zuerst in- und auswendig kennen sollten, bevor Sie überhaupt mit einem Styleguide beginnen. „Dazu gehören Mission, Vision, Kernwerte, Markenpersönlichkeit und Zielgruppe. Ihre Markenidentität kommuniziert all diese Elemente durch Design. Daher ist es grundlegend, dass Sie diese Punkte zuerst festlegen.“
Ein guter Anfang für einen Styleguide ist es daher, z. B. die Markenmission, die Vision oder eine handlungsorientierte Erklärung dazu, wie Ihr Unternehmen Ihren Kunden dient, festzulegen. Die Beschreibung der Mission eignet sich besonders gut für die Einleitung, da es die Kunden, die Sie erreichen wollen, sowie den Ton für die Präsentation der Marke und Ihre Werte festlegt.
Außerdem führen Sie damit aus, welchen Zweck Ihre Arbeit erfüllt und welche Wirkung Sie auf die Welt und Ihr Umfeld haben möchten. Sie konkretisieren damit, was Sie für andere tun, und welchen Ansatz Sie beim Erreichen Ihrer Unternehmensziele verfolgen.
VistaPrint-Tipp
Wissen Sie nicht, wo Sie anfangen sollen? LeBreton empfiehlt, Referenzen und Inspiration von anderen Marken zu holen. „Was gefällt Ihnen an deren Design? Indem Sie Ihre Beobachtungen so genau wie möglich ausführen – bis hin zu dem, was eine Schriftart oder ein bestimmter Ton in den Texten bei Ihnen auslöst –, können Sie ein detailliertes Bild davon gewinnen, was Sie mögen und was nicht.“
2. Finden Sie heraus, was Sie von der Masse abhebt
Beim Verfassen Ihrer Mission haben Sie vielleicht gleichzeitig Ihr Alleinstellungsmerkmal (Unique Selling Proposition, USP) bestimmt. Damit kommunizieren Sie, wie Ihr Business sich von der Konkurrenz abhebt. Es ist ein weiteres Puzzleteil, das in Ihren Styleguide gehört.
Ihr USP spricht Ihre potenziellen Kunden direkt in ihrer Sprechweise an und greift deren Probleme, Überzeugungen und Anliegen auf. Indem Sie also Ihren USP einheitlich auf Ihren Druck- und Online-Materialien darstellen, sorgen Sie für Glaubhaftigkeit und dafür, dass Ihre Zielgruppe sich Ihre Marke einprägt. Beim Branding geht es um den Wiedererkennungswert und Ihr USP spielt eine wichtige Rolle, um Käufer davon zu überzeugen, Sie anstatt Ihre Mitstreiter zu wählen.
Obwohl Ihre Markenmission, Ihre Werte und Ihr USP nicht wirklich fassbar sind, liegen Sie jeder Interaktion mit Ihrem Business zugrunde. Sie bestimmen den Tonfall, die Darstellung, den Kanal und die Plattform, weshalb sie in keinem Marken-Styleguide fehlen dürfen.
3. Definieren Sie, wie Sie Ihr Logo benutzen.

Ihr Logo ist die bildliche Darstellung Ihres Unternehmens und hilft Käufern dabei, Ihre Marke wiederzuerkennen. Daher ist es eine gute Idee, Ihr Logo auch in Ihrem Styleguide anzusprechen und dabei zu erklären, für was es steht. Weil ein Marken-Styleguide sowohl interne als auch externe Partner informieren und instruieren soll, sind Erklärungen besonders sinnvoll.
Neben der Bedeutung des Logos sollten Sie außerdem Beispiele für die richtige oder falsche Anwendung des Logos anführen. Decken Sie in Ihrem Styleguide alle möglichen Varianten ab und setzen Sie sie jeweils in den Zusammenhang mit einem konkreten Anwendungsbeispiel. Ihr Styleguide ist der Ort, an dem Sie Ihre Marke definieren. Seien Sie also so spezifisch wie möglich. Indem Sie z. B. Abmessungsverhältnisse, Farbumkehrungen oder Schwarz-Weiß-Varianten angeben, sorgen Sie für eine einheitliche Darstellung in Ihren gesamten Marketingmaterialien.
Schließlich geht es laut LeBreton darum, „dass ein einheitliches Bild einer der wichtigsten Faktoren ist, um eine wirkungsvolle Markenidentität zu schaffen, welche die Kunden anspricht, von ihnen erkannt wird und vor allem Vertrauen weckt. Wenn Ihre Marke auf Ihrer Website anders dargestellt wird als auf Ihrem Social-Media-Profil, kann das zu Verwirrung führen. Ein Marken-Styleguide ist die beste Ressource, um stets ein einheitliches Markenbild zu garantieren.“
4. Legen Sie Ihre Farbpalette fest

Abgesehen von Ihrem Logo sollten Sie außerdem Ihre Farbpalette von ein bis drei Farben festlegen. Die Informationen zu Ihrer Farbpalette sollten zudem die CMYK-Werte und die entsprechenden Hex-Codes (die HTML-Version der Farben) beinhalten.
Genau wie beim Logo ist es wichtig, stets dieselben Farben in allen Marketingmaterialien und in sämtlicher Werbetechnik sowie auf der Website und den Social-Media-Profilen zu nutzen. Dadurch entwickeln Sie eine namhafte Marke mit Wiedererkennungswert. Indem Sie Ihre Unternehmensfarben und die damit verbundenen Informationen in Ihrem Styleguide zusammenfassen, reduzieren Sie Fehler.
Es braucht Zeit, die perfekte Farbkombination zu finden. Informieren Sie sich also im Vorfeld über mögliche Assoziierungen von bestimmten Farben. Wenn Sie sich entschieden haben, können Sie Ihre Farbpalette in Ihrem Styleguide festlegen. Indem all Ihre Farben an einem Ort zu finden sind, sparen Sie Zeit, während Ihre Online- und Offline-Markendarstellung einheitlich ist.
VistaPrint-Tipp
LeBreton empfiehlt, bei der Erstellung eines Styleguides klarzustellen, wofür das Dokument künftig verwendet werden soll. „Dient es dazu, dass Texter verstehen, wie Ihre Marke klingen soll? Brauchen Sie Hex-Farbcodes für Ihre Website oder CMYK-Farben für den Druck? Behalten Sie im Hinterkopf, wer Ihren Styleguide nutzen wird. Der Inhalt hängt nämlich davon ab, ob nur Sie, Ihre Mitarbeiter oder sogar Freelancer ihn lesen.“
5. Wählen Sie eine Schriftart

Um ein glaubhaftes und einheitliches Markenbild darzustellen, sollten Sie stets den gleichen Schriftartensatz verwenden. Beim Erstellen Ihrer Visitenkarte oder Ihres ersten Flyers haben Sie wahrscheinlich schon eine oder zwei Schriftarten ausgewählt, die es Ihnen besonders angetan haben. Das sind dann wahrscheinlich die richtigen Schriftarten für Ihre Marke. Fügen Sie die Namen dieser Schriftarten und die bevorzugte Größe sowie einige Anwendungsbeispiele hinzu.
6. Wählen Sie angemessenes Bildmaterial

Indem Sie verwendete Bilder (vorzugsweise eigenes Material) und Themen, die zu Ihrer Marke passen, im Styleguide darstellen, zeigen Sie, wie Sie die Arbeit Ihres Unternehmens kommunizieren möchten. Durch die Umschreibung entsprechender Nischenbereiche vereinfachen Sie die künftige Bilderauswahl und stellen ein einheitliches Bild sicher. Im obigen Beispiel von Nomad wird ersichtlich, welche Art von Design angestrebt wird und welche Art von Bildern für diese Marke geeignet sind. Genau darum geht es im Abschnitt zum Bildmaterial. Dafür brauchen Sie nicht Hunderte von Bildern. Einige wenige reichen bereits aus, um die verschiedenen Bereiche und Werte Ihrer Marke darzustellen.
Außerdem bieten Sie Inspiration, weil Sie auf einen Blick ersichtlich machen, wie die visuelle Identität Ihrer Marke wiedergegeben werden soll. Diese Informationen sind besonders nützlich, wenn Sie einen Texter oder Designer zum Stil Ihrer Marke briefen oder neue Mitarbeiter einführen.
7. Definieren Sie die Stimme Ihrer Marke
Wie Sie mit Ihren Kunden sprechen, ist ein wichtiger Faktor … Also stellen Sie sicher, dass die Stimme Ihrer Marke klar ist. Häufig hört man Begriffe wie „brand voice“ oder „brand tone“, aber es gibt einen Unterschied zwischen diesen zwei Konzepten. Während Ihre Marke stets mit derselben Stimme („voice“) spricht, kann der Ton („tone“) je nach Kontext variieren.
Die Stimme entspricht der Persönlichkeit Ihrer Marke und wird normalerweise mit Adjektiven beschrieben. Sie sorgt dafür, dass Ihre Texte einheitlich sind.
Der Ton hingegen ist die Emotion der Stimme und drückt aus, wie eine Marke ihre Rhetorik an die Zielgruppe, die Bedingungen oder das Thema anpasst.
Die Stimme Ihres Unternehmens ist ebenfalls nicht wirklich fassbar – genau wie das Logo –, aber dennoch ein wichtiger Bestandteil Ihrer Markenidentität. Ihre Markenstimme sollte bei jedem Berührungspunkt mit Ihrem Unternehmen gleich klingen, von Flyern bis hin zur Facebook-Seite.
Stellen Sie so viele Vorgaben wie möglich bereit, damit jeder, der für Ihr Unternehmen schreibt, die Stimme Ihrer Marke richtig umsetzen kann.
8. Konkretisieren Sie Ihren Schreibstil
GROSSBUCHSTABEN oder normale Buchstaben?
Die Art, wie Sie schreiben, hat einen Einfluss auf Ihre Botschaft. Sprachen sind flexibel und es gibt viele Wege, etwas in Worte zu verpacken. Indem Sie Ihren Schreibstil konkret definieren, sorgen Sie für einheitliche Texte.
Zum Beispiel diese Aufforderung:
Kontaktieren Sie uns für Preisinformationen
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Da ist ein spürbarer Unterschied, oder?
Die Version in Großbuchstaben wirkt um einiges fordernder. Fast so, als würden Sie schreien. Jedoch fehlt der Punkt am Ende, wodurch die Botschaft etwas freundlicher und weniger wie ein Befehl klingt.
Denken Sie daran, dass ganze Sätze in Großbuchstaben manchmal durchaus funktionieren können, z. B. für Ihren Unternehmensnamen, wenn Sie Power und Mut vermitteln möchten, oder in einem Werbeflyer, mit dem Sie Aufmerksamkeit wecken möchten.
9. Stellen Sie anderen Ihren Styleguide zur Verfügung
Wenn Sie mit Ihrem Styleguide fertig sind, sollten Sie sich überlegen, wie Sie ihn anderen bereitstellen möchten. Ist es ein Dokument, auf das alle Mitarbeiter zugreifen und es bearbeiten können? Möchten Sie ihn ausdrucken und am Arbeitsplatz aufhängen? Ist ein Passwort erforderlich, um es zu öffnen? Mit dem kostenlosen Tool Google Präsentationen können Sie Ihren Styleguide ganz einfach speichern und mit anderen teilen. Diese Plattform eignet sich ideal, um Ihren Styleguide dynamisch anzupassen, also regelmäßig zu aktualisieren und per E-Mail zu versenden. Sie ist einfach anzuwenden und die Workflows für die Zusammenarbeit erleichtern die einzelnen Aufgaben.