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Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, arbeiten derzeit so viele Menschen von zu Hause wie nie zuvor. Doch wie können Sie jetzt mit Ihren Kunden in Kontakt bleiben, wenn Sie z. B. ein Fitnessstudio betreiben oder Unterricht jeglicher Art anbieten?
Eine mögliche Lösung: Videos. Für Unternehmen aus diesen (und vielen weiteren) Branchen hat sich Live-Streaming als praktische Lösung erwiesen. In den letzten Wochen ist das auf gängigen Streamingdiensten verfügbare Angebot an Online-Kursen aus Kategorien wie Sport, Kunst und Musik sprunghaft angestiegen.
Laura-Marie Small, Inhaberin der Kunstschule Kidcasso Art Studio, muss heute lachen, wenn sie sich daran erinnert, wie sie früher über virtuellen Unterricht dachte. „Ich glaubte eigentlich gar nicht daran, dass das für ein Unternehmen wie uns funktionieren könnte. Wir arbeiten sehr praxisbezogen und versuchen, ganz individuell auf die Kinder einzugehen. Ich nutzte zwar auch vor dem Ausbruch schon technische Hilfsmittel, aber heute helfen sie mir, meine kleine Kunstschule zu etwas ganz Großem zu machen.“
Wir haben mit Kleinunternehmern gesprochen, die wie Laura-Marie gelernt haben, Live-Streaming zu nutzen, um weiter produktiv zu bleiben – und wir ziehen den Hut vor so viel Anpassungsfähigkeit in dieser schwierigen Zeit. Außerdem hat uns William Eigenmann aus unserer internen Videoabteilung verraten, welche drei Dinge wirklich wichtig sind, um zu Hause hochwertige Videos zu produzieren:
- ein geeigneter Ort zum Filmen
- ein Smartphone
- ein Streamingdienst
Suchen Sie sich einen geeigneten Ort zum Filmen aus.
Ausschlaggebend für die Entscheidung sollten in erster Linie die Lichtverhältnisse sein. Die beste Lichtquelle ist normalerweise die Sonne. Wenn Sie also in einem geschlossenen Raum drehen, suchen Sie sich einen Platz am Fenster (je größer, desto besser). Falls das Bild auf Ihrer Webcam oder Ihrem Smartphone zu hell wirkt, rücken Sie ein wenig vom Fenster weg. Wirkt das Bild dagegen zu dunkel, gehen Sie näher an das Fenster heran.
„Die Beleuchtung ist mit Sicherheit der Faktor, der den größten Einfluss auf die Qualität eines Videos hat. Auch die teuerste Kamera kann aus einem schlecht ausgeleuchteten Bild nicht mehr viel herausholen. Aber für ein passables Ergebnis braucht man nicht unbedingt eine professionelle Beleuchtung.“
– William Eigenmann, Videospezialist
Stellen Sie sicher, dass sowohl Ihr Motiv als auch der Hintergrund gleichmäßig ausgeleuchtet sind.
INSIDER-TIPP
Wenn das Tageslicht zu grell ist, hängen Sie einfach einen halbtransparenten Duschvorhang vor das Fenster. Diffuses Licht wirkt sanfter und schmeichelhafter.
Penny Lazarus ist freiberufliche Klavierlehrerin und hatte Skype und FaceTime schon früher ab und zu für Unterrichtsstunden genutzt, beispielsweise wenn ihre Schüler bei heftigem Schneefall nicht zu ihr kommen konnten. Doch als auch in ihrer Stadt Maßnahmen zur räumlichen Distanzierung in Kraft traten, war es an der Zeit, sich eine längerfristige Lösung einfallen zu lassen.
Sie verbrachte einen Tag damit, verschiedene Geräte und Anordnungen zu testen, bis sie die ideale Kombination fand. Die mit ihrem Computer verbundene Videokamera ermöglicht den Lernenden einen ungehinderten Blick auf die Tasten und ihre Hände, und ein externer Lautsprecher sorgt für bestmögliche Klangqualität.
„Man muss nur kreativ denken, über den eigenen Tellerrand schauen … dann merkt man, was alles möglich ist. Ich habe Spaß daran, neue Wege zu finden, um mit meinen Schülern in Kontakt zu bleiben. Diese Erfahrung hat uns einander wirklich näher gebracht, und ich bin mir sicher, dass das auch so bleiben wird, wenn wir wieder im selben Raum sind.“
Nutzen Sie Ihr Smartphone für optimale Ergebnisse.
Um ein qualitativ hochwertiges Video zu drehen, brauchen Sie keine professionelle Filmkamera. Ihr Smartphone reicht völlig aus. William empfiehlt die Verwendung von Smartphones, weil sie flexibel und ohne großen Aufwand sofort einsetzbar sind. Außerdem können die fertigen Videos direkt vom Smartphone aus gestreamt werden.
Zach Shlien, der Gründer von PostureBreak, filmt seine schonenden Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung mit dem iPhone. Er geht dabei so vor, dass er zunächst mehrere Übungen am Stück filmt und diese dann mit Adobe Premiere Pro in einzelne Videos aufsplittet, die er auf seiner Website, in den sozialen Medien oder in seiner PostureBreak-App postet.
Williams erster Tipp für das Filmen ist, die Kamera zu stabilisieren, d. h. sie entweder auf einem Stativ oder auf einer geraden Oberfläche zu fixieren. Wenn Sie kein Stativ besitzen, tut es auch ein Bücherstapel oder ein Regal. „Verwackelte, mit der Handkamera aufgenommene Bilder sind ein cooles Stilmittel für Action-Filme, aber wenn Sie ein Lehrvideo drehen, eine Ankündigung machen oder ein Produkt vorstellen möchten, wirkt so etwas einfach nur störend.“
Filmen Sie sich oder Ihren Arbeitsplatz am besten direkt von vorne, sodass für Betrachter eine realistische Ansicht entsteht. Wählen Sie den Bildausschnitt so, dass er alles zeigt, was ihre Kunden sehen sollen. Wenn Sie beispielsweise ein Ganzkörper-Workout demonstrieren möchten, sollte der Bildausschnitt so groß sein, dass der gesamte Bewegungsablauf sichtbar ist.
Wenn Sie dagegen ein Produkt zeigen oder eine spezielle Technik (z. B. in Bezug auf die Pinselführung oder das Greifen eines Akkords) demonstrieren möchten, ist eine Nahaufnahme möglicherweise besser geeignet.INSIDER-TIPPFalls Sie über die Anschaffung eines Stativs für Ihr Smartphone nachdenken, empfiehlt William ein Modell, auf dem das Gerät sowohl horizontal als auch vertikal fixiert werden kann.
Entscheiden Sie sich für einen Streamingdienst.
Mittlerweile stehen zahlreiche günstige oder sogar kostenlose Streamingdienste zur Auswahl. William empfiehlt soziale Netzwerke wie Instagram, Facebook oder YouTube, aber auch Videokonferenz-Anwendungen wie Skype oder Zoom.
INSIDER-TIPP
Wenn Sie Instagram in Erwägung ziehen, dann denken Sie daran, dass Instagram Live-Videos vertikal gestreamt werden, und entscheiden Sie für sich selbst, ob das in Ihrem Fall von Vorteil ist.
Inner Cycle, ein auf Spinning-Kurse spezialisiertes Fitnessstudio, begann mit der Nutzung von Zoom, als die Studio-Standorte aufgrund der Pandemie geschlossen werden mussten. Miteigentümerin Emily Skoniecki erklärt „Vor dem Virus haben wir gar keine Videos gedreht. Es gab nur die Spinning-Kurse in unseren Studios. Jetzt gibt es bei uns ein volles Programm an Spinning- und anderen Fitnesskursen, die unsere Trainer live von zu Hause aus streamen. Das macht richtig Spaß!“
Und auch von den Kunden kommt sehr viel positives Feedback. „Unsere Kunden stehen voll hinter uns. Sie wissen, dass wir mit unseren Streaming-Kursen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Ich glaube, wir haben einen guten Weg gefunden, miteinander in Kontakt und vor allem in Bewegung zu bleiben.“
Auch Kidcasso nutzt zum Streamen der Unterrichtsstunden Zoom. „Dass wir gezwungen waren, neue Wege zu gehen, hat sich für Lehrer, Familien und das Unternehmen als große Chance entpuppt. Ich als Unternehmerin habe in einer Woche so viel dazugelernt wie schon lange nicht mehr. Wir hatten in dieser schwierigen Zeit das große Glück, dass wir unser Angebot durch die Nutzung neuer Tools sogar noch erweitern konnten.“
Und Klavierlehrerin Penny findet zwar, dass die Klangqualität für ihre Musikstunden bei Skype am besten ist, möchte aber Zoom gerne in Zukunft für Konzerte mit kleiner Teilnehmerzahl nutzen. Außerdem plant sie, einen privaten YouTube-Kanal für ihre Musikschule einzurichten, über den ihre Schüler untereinander Videos teilen können.
„Meine Schüler sind mir sehr wichtig, und ich möchte, dass sie ihre Tagesabläufe trotz allem so normal wie möglich gestalten können. Wenn sie schon zu Hause bleiben müssen, dann sollten sie ihre Zeit mit etwas verbringen, das ihnen gut tut.“