10 Tipps zum Selbstständig machen: Wie Sie ein Kleinunternehmen gründen

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Ein eigenes Unternehmen zu gründen ist immer ein aufregendes Unterfangen. Auch aktuell zeigt sich trotz geänderter Umstände ein starker Unternehmergeist: Viele ergreifen die Chance und möchten sich mit ihrer eigenen Idee aus der Arbeitslosigkeit selbstständig machen. Vermutlich stecken Sie voller Tatendrang und möchten Ihren Plan direkt verwirklichen. Damit Sie Ihr Ladengeschäft eröffnen oder sich erfolgreich online selbstständig machen können, sollten einige Dinge vorab geklärt werden.

Claudia Kimich, Verhandlungsexpertin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende vom Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland e. V. (VGSD), sprach mit uns darüber, was noch vor der eigentlichen Gründung zu berücksichtigen ist und gab wertvolle Tipps zu Themen wie Ideenfindung, Finanzen und Coaching.

Über diese 10 Dinge sollten Sie sich vorab Gedanken machen:

  • Selbstständig machen, aber womit?
  • Freelancer, Freiberufler oder Kleingewerbe?
  • Welche Kosten kommen auf mich zu?
  • Wie schreibe ich einen Businessplan?
  • Selbstständig von zu Hause aus
  • Selbstständig ohne Eigenkapital
  • Aus der Arbeitslosigkeit selbstständig machen
  • Online selbstständig machen
  • Nebenberuflich selbstständig machen
  • Wo liegen meine Stärken, und wo brauche ich Hilfe?

1. Selbstständig machen, aber womit?

Mit Motivation und einer guten Portion Ehrgeiz sind schon die ersten Steine gelegt; jetzt geht es darum, eine konkrete Geschäftsidee zu finden.

Für Neugründungen sind in Deutschland aktuell die Branchen E-Commerce, Software und Medizin sehr beliebt. Typische Freelancer-Berufe bzw. freiberufliche Tätigkeiten finden sich dafür zum Beispiel in den Bereichen Webdesign, Grafikdesign, Software-Entwicklung oder Krankengymnastik. Aber auch andere Beschäftigungen, u. a. im wissenschaftlichen oder künstlerischen Bereich, werden meist ohne Angestelltenverhältnis ausgeübt.

„Wichtig ist, dass Sie sich im Klaren darüber sind, was Sie machen und dass Sie hinter Ihrem Unternehmen stehen“

Sie sollten sich eigene Alleinstellungsmerkmale und Besonderheiten herausarbeiten, um sich abzuheben. Also, womit selbstständig machen? Die folgenden Denkansätze könnten Ihnen helfen, eine Idee zur Selbstständigkeit zu finden:

  • Wobei werden Sie von anderen oft um Hilfe gebeten?
  • Welche Fähigkeiten schätzen andere an Ihnen?
  • Gab es Projekte in vorherigen Jobs, die Sie besonders gern übernommen und für die Sie viel Lob erhalten haben?
  • Welche Art Produkt oder Dienstleistung hätten Sie selbst schon oft gut gebrauchen können?
  • Gibt es in Ihrer Umgebung eine hohe Nachfrage nach einer bestimmten Dienstleistung oder einem bestimmten Produkt?

2. Freelancer, Freiberufler oder Kleingewerbe?

Diese (und noch weitere) Begriffe werden zwar gern synonym verwendet, bedeuten aber nicht das Gleiche. Welcher Begriff richtig ist und was Sie anmelden müssen, hängt in erster Linie von der jeweiligen Tätigkeit ab, die Sie ausführen möchten.

Je nachdem, ob Sie Ihre Tätigkeiten selbstständig oder für andere Auftraggeber ausführen, müssen Sie sich nur beim Finanzamt als Freiberufler bzw. als Freelancer anmelden. Dolmetscher, Therapeuten und Journalisten sind Beispiele für diese Kategorien.

Anders sieht es beim Kleingewerbe aus: Wie der Name verrät, muss ein Gewerbe angemeldet und Gewerbesteuer gezahlt werden. Dazu zählen zum Beispiel Restaurants und Handwerksbetriebe.

Wenn Sie als Kleinunternehmen eingestuft werden möchten, sollten Sie außerdem beachten, dass die Umsatzgrenze für Kleinunternehmer (aktuell 22 000 €) nicht überschritten werden darf. Was genau das für Sie bedeutet und in welche der drei Kategorien Ihre Tätigkeit fällt, können Sie am besten bei Ihrem zuständigen Finanzamt erfragen.

3. Welche Kosten kommen auf mich zu?

Wenn die Idee und Art der Selbstständigkeit feststehen, ist es Zeit sich über die Kosten Gedanken zu machen. Neben eventuellen Kosten zur Unternehmensanmeldung sollten Sie überlegen, welche Kosten regelmäßig anfallen. Dazu können Ladenmiete, Werbekosten, aber auch private monatliche Ausgaben gehören.

Generell ist damit zu rechnen, dass ein Unternehmen erstmal anlaufen muss und nicht unbedingt von Anfang an rentabel ist. Dabei spielen viele Umstände eine Rolle, die nicht immer beeinflusst werden können. Deswegen ist es ratsam, alle privaten und gewerblichen Fixkosten klar aufzustellen und sicherzugehen, dass diese auf jeden Fall gedeckt werden können.

„Die Fixkosten für mindestens 6 Monate sollten verfügbar angespart sein, sodass sie problemlos abgedeckt werden können“

Eine sorgfältige Buchhaltung ist für Ihr Unternehmen genauso wichtig wie das Marketing oder die Kundengewinnung. Wenn Ihnen diese Aufgabe nicht unbedingt liegt, können Sie sich Hilfe von einem Steuerberater oder anderen erfahrenen Personen holen.

4. Wie schreibe ich einen Businessplan?

Egal ob für Investoren oder für Sie selbst, ein Businessplan kann Ihnen von großer Hilfe sein. Hier halten Sie von der konkreten Geschäftsidee über die Unternehmensziele bis hin zur Marktanalyse alles fest. Im Internet können Sie verschiedene Vorlagen finden und frei umstellen, wichtig ist aber immer: Drücken Sie sich möglichst kurz und verständlich aus. In Ihren Geschäftsplan gehören u. a.

  • karrierebezogene Hintergrundinformationen über Sie,
  • Angaben zur Zielgruppe und Wettbewerbssituation,
  • Angaben zur Marketingstrategie und Ihren Alleinstellungsmerkmalen,
  • Informationen zur Preisgestaltung und Unternehmensorganisation,
  • Umsatzprognosen und Risikoanalysen.

„Eine klare Vorstellung hilft Ihnen, authentisch zu bleiben und die Disziplin beizubehalten“

Der Businessplan ist nicht nur für Kreditgeber nützlich, sondern soll auch Ihnen als eine Art Fahrplan in jeder Unternehmensphase eine deutliche Richtung aufzeigen.

5. Selbstständig von zuhause aus

Wenn Sie örtliche Unabhängigkeit und freie Zeiteinteilung lieben, dann könnte Ihnen das Arbeiten von zu Hause gefallen. Aber darf Ihre Wohnung gewerblich genutzt werden?

Das hängt vom Wohngebiet und der ausgeübten Tätigkeit ab und sollte vorher geklärt werden. Im Mietvertrag und der Hausordnung können Sie dazu Antworten finden und auch der Vermieter sollte kontaktiert werden. Er weiß Bescheid über besondere Nutzungsbestimmungen und kann – wenn Sie ein Kleinunternehmen gründen – Briefkasten und Klingelknopf entsprechend kennzeichnen lassen.

Achtung: Ihr Wohnmietvertrag kann sich zu einem Mischmietvertrag ändern, wenn Sie die Wohnung privat und geschäftlich nutzen. Das sollte noch vor Start der Selbstständigkeit geklärt werden.

Die Unternehmensanmeldung verläuft nicht anders als oben beschrieben, aber es gilt: Arbeitsbereich ist nicht gleich Arbeitszimmer. Privat- und Firmenadresse sind zwar identisch, doch um Ihre selbstständige Heimarbeit steuerlich absetzen zu können, muss sich der Großteil des Arbeitsgeschehens in einem separaten Zimmer abspielen. Das heißt, die doppelte Nutzung des Küchentischs als Arbeitstisch reicht nicht aus.

Abgesehen vom steuerlichen Vorteil ist ein separates Arbeitszimmer auch sonst sehr praktisch: Sie können ungestört arbeiten und Videokonferenzen abhalten, Kunden empfangen und Sie schaffen eine bessere Trennung von Arbeits- und Privatleben.

Tipps zu Produktivität im Homeoffice finden Sie hier.

6. Selbstständig ohne Eigenkapital

Mangelndes Eigenkapital muss nicht bedeuten, dass Sie Ihre Idee nicht umsetzen können. Es gibt vielzählige Möglichkeiten für Stipendien, öffentlich geförderte Kredite, Crowdfunding-Aktionen oder Sie könnten sogar überlegen, ob Sie sich mit anderen zusammenschließen möchten.

Wenn Sie komplett auf zusätzliche Finanzhilfen verzichten möchten, können Sie dennoch je nach Tätigkeit bereits mit geringem Startkapital viel erreichen. Nehmen wir das Beispiel eines Übersetzers:

Ausstattung. Hierfür benötigen Sie neben Wörterbüchern nur einen Laptop und funktionierendes Internet. Falls bestimmte Übersetzungsprogramme für einen Auftrag gebraucht werden, übernimmt der Auftraggeber in der Regel die Lizenzkosten.

Werbung. Frei nach dem Motto „Falls einer wen kennt, der wen kennt“: Informieren Sie Familie und Bekannte beim nächsten Gespräch über Ihre neue Selbstständigkeit. In sozialen Netzwerken können Ihre Inhalte kostenlos geteilt werden und so noch mehr potenzielle Kunden erreichen, aber auch klassische Printwerbung ist schon in kleinen Mengen erhältlich und kann Ihre Reichweite effektiv ausbauen. Für Hilfe bei Ihrem individuellen Markendesign können Sie außerdem den kostenlosen Designservice von Vistaprint nutzen.

Networking. Neben der eben erwähnten Unterstützung durch Familie und Freunde können Sie zusätzlich in anderen Netzwerken aktiv werden. Pflegen Sie Ihr LinkedIn-Profil, nehmen Sie an Online-Events teil und werden Sie Mitglied in Online-Foren für Übersetzer. Darüber können Sie sich austauschen und Kontakte knüpfen und womöglich auch neue Aufträge an Land ziehen.

7. Aus der Arbeitslosigkeit selbstständig machen

Wussten Sie, dass das Arbeitsamt Sie nicht nur neu vermitteln, sondern Sie auch bei Ihrer Selbstständigkeit unterstützen kann, wenn Sie ein Kleinunternehmen gründen? Sie können dort von umfassender Beratung und sogar von einem Gründungszuschuss profitieren, um die erste Zeit ohne eigenes Gehalt zu überbrücken.

In einem Beratungsgespräch mit Ihrer Vermittlungsfachkraft können Sie sich Rat zu allem rund um die Unternehmensgründung einholen und erfragen, ob Sie die Voraussetzungen für den Gründungszuschuss erfüllen.

Achtung: Sie haben keinen rechtlichen Anspruch auf den Zuschuss und erhalten ihn erst nach Begutachtung Ihrer persönlichen Eignung und Ihrer Geschäftsidee. Eine gute Vorbereitung auf das Gespräch und ein sorgfältiger Businessplan für Ihr Kleingewerbe sind empfehlenswert.

Weitere Informationen zum Zuschuss und Beratungsangebot finden Sie auf der Website der Arbeitsagentur.

8. Online selbstständig machen

Sich mit einem Online-Shop selbstständig zu machen ist heutzutage über viele Wege möglich: Shop-Baukästen, spezielle Software oder Verkaufsplattformen wie Etsy bieten Lösungen für alle Branchen und Preisklassen. Um die richtige Lösung für Sie zu finden, sollten Sie sich gut überlegen, welche Anforderungen Ihr Onlineshop erfüllen muss und das in Ihrem Businessplan festhalten.

Warum dort? Rechtlich gesehen muss ein Onlineshop gewerblich angemeldet werden und wird zusammen mit Ihrer Geschäftsidee auf Erfolgschancen geprüft. Außerdem hilft die gründliche Vorbereitung auch Ihnen: Hinter einem Onlineshop steckt einiger zeitlicher und finanzieller Aufwand, was bei der anfänglichen Planung selten vermutet wird. Dazu zählen beispielsweise die Erstellung des Corporate Designs, das Schreiben ansprechender Texte für jeden Teil Ihrer Website, die richtige Wahl des Webhosters, Ausgaben für SEO und SEM und die rechtliche Beratung.

Sind Ihnen hier schon ein paar unbekannte Begriffe aufgefallen? Dann können Sie sich zu einigen Bereichen selbst informieren und fortbilden. Der VGSD bietet Vereinsmitgliedern beispielsweise unbegrenzten Zugang zu Live-Telekonferenzen und deren Aufzeichnungen. Auch als Community-Mitglied können Sie bereits kostenfrei an bis zu drei Telekonferenzen pro Jahr rund um Themen wie Vertrieb, Social Media und Technik teilnehmen.

9. Nebenberuflich selbstständig machen

Der KfW Gründungsmonitor verzeichnet schon seit längerem einen Trend an nebenberuflichen Neugründungen, und das aus gutem Grund: Wenn Sie nicht direkt alles auf eine Karte setzen möchten, können Sie sich zusätzlich zum Vollzeitjob nebenberuflich selbstständig machen. So fällt Ihre Haupteinkommensquelle nicht sofort weg und Sie können in Ruhe damit beginnen, Ihr Unternehmen aufzubauen.

Für die Gründung an sich müssen Sie nicht mehr beachten oder vorweisen als für eine Vollzeit-Selbstständigkeit und es fallen auch dieselben Steuern an. Ob und in welchem Umfang die selbstständige Nebentätigkeit machbar ist, sollten Sie allerdings zuerst mit Ihrem Arbeitgeber besprechen, denn es handelt sich nur um einen Nebenerwerb, solange er verglichen mit Ihrer Vollzeitanstellung weniger Arbeitszeit in Anspruch nimmt und weniger Gewinn einbringt.

Achtung: Den Gründungszuschuss der Arbeitsagentur können Sie u. a. nur dann erhalten, wenn Sie sich hauptberuflich selbstständig machen. Für den selbstständigen Nebenerwerb gibt es aber andere Fördermittel, wie die Finanzierung durch Ihre Hausbank oder Online-Kredite.

10. Wo liegen meine Stärken, und wo brauche ich Hilfe?

Ein Unternehmen zu führen bringt von Buchhaltung und Personalführung bis hin zur Pflege der Online-Präsenz einige vielseitige Aufgaben mit sich. Dass Sie nicht in allen Bereichen Erfahrung haben, ist absolut normal. Umso wichtiger ist es, dass Sie ehrlich zu sich sind und sich genau bewusst machen, wo Ihre Expertise liegt und wo nicht.

„Machen Sie einen Realitätscheck und holen Sie sich Hilfe. Die Aufgaben, die Sie wirklich machen wollen, sind nicht alle, die gemacht werden müssen“

Generell ist es empfehlenswert, verlässliche Informationen von verschiedenen Quellen einzuholen. Nehmen Sie zum Beispiel an Coachings teil, belesen Sie sich im Existenzgründungsportal des BMWi oder nutzen Sie die Gründungsberatung der IHK.


Über die Expertin

Claudia Kimich, ehrenamtlicher 2. Vorstand beim VGSD, hat diesen Artikel auf Richtigkeit geprüft. Der VGSD vertritt als „Stimme der Selbstständigen“ deren Interessen in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft und bietet Hilfeleistungen und Informationen rund um die Gründung und den Erhalt von Kleinunternehmen aus jeder Branche.