So geht‘s: Markenfarben nach der Farbenlehre auswählen

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Bei der Suche nach dem richtigen Branding für Ihr Kleinunternehmen kann die Farbenlehre eine große Hilfe sein. Farben transportieren verschiedene Bedeutungen, und die Unternehmensfarben haben Einfluss auf die Wahrnehmung und den Wiedererkennungswert einer Marke.

Um diese Zusammenhänge genauer zu erforschen, erstellte die US-amerikanische SEO-Marketingagentur Reboot Logos für fünf fiktive Unternehmen. Diese Logos wurden Testpersonen vorgelegt. Nachdem sie die Logos 10 Minuten lang angesehen hatten, konnten sich 78 % der Teilnehmenden an die Hauptfarbe der Logos erinnern, während sich nur 43 % den Firmennamen gemerkt hatten.

Mit ein wenig Knowhow über die Auswahl (und geschickte Kombination) von Farben gewinnen Sie also die notwendige Sicherheit für die Entwicklung einer starken Markenidentität. In unserem Guide erfahren Sie alles, was Sie zum Aussuchen der Markenfarben brauchen.

  1. Der Farbenkreis neu entdeckt.
  2. Die Wirkung von warmen und kalten Farben.
  3. Die richtige Farbkombination für Ihre Marke.
  4. Lassen Sie sich inspirieren.
  5. Der letzte Schliff.

1. Der Farbenkreis neu entdeckt

Beginnen wir diesen Auffrischungskurs in Sachen Farbenlehre doch mit einem Klassiker aus dem Kunst- und Physikunterricht. Der Farbenkreis, oft auch als Farbrad bezeichnet, ist sozusagen Ihr Spickzettel für die Auswahl der passenden Markenfarben.

Das erste Kreisdiagramm dieser Art entwickelte Sir Isaac Newton im Jahre 1666 im Rahmen seiner Forschungen zum Brechungsverhalten des Lichts. Newton spaltete das weiße Licht einer Lampe durch ein optisches Prisma in die Farben des Regenbogens auf. Den Trick mit dem Glas kannten zwar auch schon frühere Gelehrte, doch man hatte lange angenommen, die Färbung würde irgendwie durch die Linse zustande kommen. Doch Newton schaffte es, die farbigen Lichtstrahlen mit einem zweiten Glaskristall wieder zu weißem Licht zusammenzusetzen. Mit diesem Experiment gelang ihm der Beweis, dass die Farben Bestandteile des Lichts sind.

Newtons Farbrad besteht aus 12 Farben:

  • 3 Primärfarben (Rot, Gelb, Blau)
  • 3 Sekundärfarben (die durch Mischung der Primärfarben entstehen: Grün, Orange, Lila)
  • 6 Tertiärfarben (Übergangsfarben, die durch Mischung von Primär- und Sekundärfarben entstehen, also z. B. Blaugrün oder Rotviolett)

VistaPrint-Tipp

Wie wäre es mit etwas Hilfe bei der Auswahl von Markenfarben? Mit dem Farbpaletten-Generator von VistaCreate ist es ganz leicht, zu Ihrer Marke passende Farbkombinationen zu erstellen.

2. Die Wirkung von warmen und kalten Farben

Das Farbrad macht den Unterschied zwischen warmen und kalten Farben deutlich. Auf der einen Seite des Kreises befinden sich die warmen Farben Rot, Orange und Gelb (und entsprechende Mischfarben). Diese Farben werden als eindringlich, energiegeladen und lebhaft wahrgenommen. Eine warme Farbe wie Rot steht für Leidenschaft oder Kraft. Dazu hat Rot eine starke Signalwirkung und kann darüber hinaus appetitanregend sein. Diese Wirkung machen sich viele Marken zunutze, um die Aufmerksamkeit der Kundschaft auf sich zu ziehen.

Planen Sie einen Ausverkauf, um Platz für neue Ware zu schaffen? SALE-Schilder sind nicht grundlos häufig rot, denn so fallen sie einfach eher auf. Orange ist eine gute Wahl, wenn etwas als kinderfreundlich, fröhlich und optimistisch dargestellt werden soll. Die Farbe weckt Begeisterung, wodurch Handlungsaufforderungen überzeugender wirken. Auch Gelb gehört zu den positiven Farben, die häufig verwendet werden, um Aufmerksamkeit zu wecken. Aufgrund der naheliegenden Assoziation mit sonnigem Wetter sieht man die Farbe häufig im Reise- und Tourismussektor.

Auf der anderen Seite des Kreises befinden sich die kühlen Farben Grün, Blau und Violett. Diese werden als etwas gedämpfter empfunden und transportieren Gefühle der Ruhe und Gelassenheit. Grün lässt die meisten Menschen an Natur, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit denken. Auch die Verbindung zu Frühling und Jugendlichkeit ist naheliegend, sodass Grüntöne eine ideale Wahl für Dienstleistungen im Bereich Gesundheit, Wellness und Bildung darstellen. Blau wird im Allgemeinen mit Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit assoziiert. Als Haupt- oder auch Akzentfarbe ist es daher für die verschiedensten Branchen geeignet – vom Finanzsektor bis hin zur Kinder- oder Haustierbetreuung. Im Grunde genommen für jedes Unternehmen, das als verlässlich und sicher wahrgenommen werden möchte.

3. Die richtige Farbkombination für Ihre Marke

Eine Farbpalette ist mehr als Ihr Logo. Ihr Logo beinhaltet meistens eine oder zwei Farben, während Ihre sogenannten Markenfarben die gesamte Kommunikation definieren. Die Markenfarben brauchen Sie unter anderem für Ihre Website, Ihre Schaufensterdekoration, die Werbebanner und Falzflyer oder auch für die Team-Bekleidung.

Sogenannte Farbschemata bieten eine kinderleichte Möglichkeit, aus den 12 Farben des Farbrads perfekt harmonierende Kombinationen zu erstellen. Und keine Sorge: Auch wenn der Name „Farbschemata“ etwas schwerfällig sein mag, die Anwendung ist kinderleicht.

Hier sind einige davon:

  • Monochromatisch. Wählen Sie eine der Farben des Farbrads aus, und generieren Sie mit Hilfe verschiedener Sättigungs- und Farbwerteinstellungen mehrere Variationen dieser Farbe.
  • Analog. Wählen Sie drei Farben aus, die auf dem Farbrad direkt nebeneinander liegen, und nutzen Sie diese als Grundlage Ihrer Palette.
  • Komplementärfarben. Wählen Sie zwei Farben aus, die sich auf dem Farbrad gegenüberstehen. Um das Ganze noch etwas abwechslungsreicher zu gestalten, können Sie auch hier wieder etwas mit Sättigung und Farbwert spielen.
  • Triadische Farben. Wählen Sie drei Farben aus, die auf dem Farbrad in einem gleichseitigen Dreieck angeordnet sind, und passen Sie Sättigung und Farbwert an, bis Sie die perfekte Kombination gefunden haben.

4. Lassen Sie sich inspirieren

Sobald Sie sich mit den Grundlagen der Farbenlehre vertraut gemacht haben, können Sie die oben beschriebenen Farbschemata als Ausgangpunkt für eigene Experimente nutzen. Lassen Sie sich auch von Ihrer Umwelt inspirieren. Sei es in der Natur, beim Essen oder beim Betrachten eines Kunstwerks – die Möglichkeiten sind endlos… Suchen Sie nach Inspirationsquellen, die Ihre Markenpersönlichkeit möglichst gut widerspiegeln. Wenn Sie also beispielsweise ein Geschäft für Outdoor-Ausstattung betreiben, könnte das ein nahe gelegener Campingplatz oder ein Wanderpfad sein. Picken Sie sich aus dem jeweiligen Bild 3 bis 4 Farben heraus, aus denen Sie Ihre Farbpalette entwickeln. Nutzen Sie diese Palette dann konsequent für Ihr Branding.

5. Der letzte Schliff

Neben der bereits erwähnten Techniken für die Auswahl Ihrer Markenfarben gibt es noch ein paar weitere Tipps und Tricks für eine perfekte Farbpalette.

  • Vorsicht vor dem Flimmereffekt. Werden zwei Farben mit sehr ähnlichen Farbwerten direkt nebeneinander verwendet, kann das zu einem Flimmereffekt führen, der für das Auge sehr anstrengend ist und Texte geradezu unleserlich machen kann. Passen Sie in diesem Fall den Kontrast des Bildes an, indem Sie Sättigung, Farbton oder Farbwert verändern.
  • Nicht zu viel heller Text auf dunklem Grund. Vermeiden Sie bei längeren Textpassagen helle Schrift auf einem dunklen Hintergrund. Der starke Kontrast führt dazu, dass der Text nicht gut lesbar ist.
  • Neutrale Farben für ein harmonisches Design. Nutzen Sie unbedingt auch neutrale Farben wie Weiß, Schwarz und Grau. Als Gegenpol zu den leuchtenden Farben sorgen sie dafür, dass das gesamte Design ausgewogener wirkt.
  • Kontraste zum Hervorheben wichtiger Infos. Setzen Sie bestimmte Farben gezielt nur für diejenigen Elemente ein, die Sie besonders hervorheben möchten – also beispielsweise Ihr Logo und Ihren Firmennamen.
  • Farben und Emotionen. Wenn Sie die wichtigsten Assoziationen der verschiedenen Farben kennen, können Sie dafür sorgen, dass man mit Ihrer Marke bestimmte Gefühle verbindet, wie etwa Sicherheit oder Vertrauenswürdigkeit.
  • Offen sein für Inspirationen. Sei es ein anderes Unternehmen, das Sie sich zum Vorbild genommen haben, ein Bild, dessen Farben Sie besonders ansprechen oder ein Modetrend, der es Ihnen angetan hat: Inspirationsquellen gibt es überall.
  • Das Farbrad als Spickzettel. Wenn Sie nicht einfach eine fertige Farbpalette übernehmen möchten, dann orientieren Sie sich an den erwähnten Schemata, um sicherzustellen, dass Ihre Farben harmonieren.

Fachbegriffe

Tönung: Ein Farbton, der durch Hinzufügen von Weiß aufgehellt wurde.

Schattierung: Ein Farbton, der durch Hinzufügen von Schwarz abgedunkelt wurde.

Ton: Ein Farbton, der durch Hinzufügen von Grau gedeckter wirkt.

Farbton: Ein anderes Wort für Farbe.

Sättigung: Gibt die Intensität einer Farbe an (gesättigte Farben sind leuchtender und intensiver).

Entsättigung: Entsättigte Farben verfügen über weniger Pigmente und wirken gedeckter.

Farbwert: Gibt an, wie hell oder dunkel eine Farbe ist.

Neutrale Farben: Schwarz, Weiß und Grau.